D.O.T. - DIE OFFENE TÜR

Ich & Wir und die kleinen Monster

Lernprogramm zur Untersützung von sozialem und emotionalem Wohlbefinden in der Schule.

Hintergrund

Das vorliegende Lernprogramm wurde basierend auf wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Erfahrungen von Schüler*innen entwickelt, um den Schulwechsel zu erleichtern und von Beginn an ein positives Klassenklima zu fördern. Die folgenden Studien zeigen den Bedarf eines gezielten Unterstützungsprogrammes:

  • Die Schulzufriedenheit und Freude am Schulbesuch ist bei österreichischen Schüler*innen in der Volksschule am größten, sinkt mit dem Übertritt in die Sekundarstufe ab und erreicht in der 8. Schulstufe einen Tiefpunkt (Eder, 2005).
  • In OECD-Ländern geben 11% der Schüler*innen an, mehrmals im Monat in der Schule ausgelacht zu werden, 8% berichten, dass monatlich Gerüchte über sie verbreitet werden, und 4% (bzw. 1 Kind pro Klasse) werden von Mitschüler*innen geschlagen oder geschubst (OECD 2017, PISA 2015 Results).
  • Seit 2010 gab es einen deutlichen Anstieg der psychischen Beschwerden bei österreichischen Schüler*innen. Waren es 2010 noch zwischen 7-17%, so gaben 2018 16-25% der österreichischen Schüler*innen an, unter psychischen Beschwerden zu leiden (HBSC-Studie 2018).
  • Erhoben in einer Studie von 2013-2015, erfüllten 20% der österreichischen Schüler*innen im Alter von 10 bis 18 Jahren, die Diagnosekriterien von zumindest einer psychischen Erkrankung (Zeiler, 2018). In anderen Worten, ein Fünftel der österreichischen Schüler*innen, bzw. 4-5 Schüler*innen in jeder Klasse, benötigen zumindest zeitweise Unterstützung bei der Bewältigung psychischer Probleme.

Die in diesem Lernprogramm vorgestellten Inhalte und Übungen, wurden entwickelt, um die Schüler*innen beim Aufbau von emotionalen und sozialen Kompetenzen zu unterstützen. Emotionale und soziale Kompetenzen sind der Grundstein für positive soziale Beziehungen sowie emotionales Wohlbefinden. Diese Kompetenzen können daher als Grundgerüst für eine allgemeine positive Entwicklung verstanden werden.

Die Zeit des Schulwechsels

Der Schulwechsel gilt als eine der schwierigsten Zeiten für Jugendliche, da sie mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert sind. Neue Freundschaften müssen geknüpft werden, Freundeskreise werden gewechselt und Schüler*innen müssen mit einer neuen schulischen Umgebung und neuen Anforderungen zurechtkommen. Die Nichtbewältigung der Herausforderungen des Schulübertritts kann sich langfristig negativ auf den Schulerfolg sowie auf das physiologische und psychische Wohlbefinden der Schüler*innen auswirken und auch zu negativen Folgen bis ins Erwachsenenalter führen. Werden diese Herausforderungen jedoch positiv und konstruktiv bewältigt, kann dies eine Wachstumschance darstellen.

Die Bedeutung von Unterstützungsprogrammen

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das frühe Jugendalter eine vielversprechende Zeit darstellt, um soziale Interventionen durchzuführen. Komplexe soziale Fähigkeiten, z.B. im Zusammenhang mit Interaktionen mit Gleichaltrigen, können schneller erlernt werden und werden z.B. im Zusammenhang mit Freundschaften von den Schüler*innen selbst als wichtig erkannt. Die meisten bestehenden Unterstützungsprogramme zum Schulwechsel zielen auf akademische Faktoren ab, obwohl soziale Faktoren, wie das Klassenklima und Freundschaften für die Schüler*innen selbst von höherer Bedeutung sind. Stabile und gute Freundschaften sind eine wichtige soziale Ressource für Kinder, die auch positive Auswirkungen auf die schulische Anpassung und akademische Leistung haben. Wenn die Schule ein positives soziales Umfeld darstellt und die Kinder keine sozialen Ängste (z.B. im Zusammenhang mit Mobbing) haben, können sie mehr kognitive Ressourcen auf die akademischen Anforderungen verwenden.

Freundschaften und soziale Beziehungen in der Klasse

Die in diesem Lernprogramm vorgestellten Inhalte und Übungen zielen daher auf den Aufbau eines positiven und sozial unterstützenden Klassenraums ab. Die Schüler*innen verbringen einen Großteil ihres Tages in der Schule in ihrem Klassenverband, daher bieten die Peer-Beziehungen in der Klasse einen bedeutenden Raum, um soziale Umgangsformen und soziale Kompetenzen zu erlernen. Dieses Lernprogramm unterstützt die Klasse dabei, einen wertschätzenden und positiven sozialen Umgang einzuführen, welcher nicht nur das schulische Wohlbefinden der Schüler*innen stärkt, sondern wichtige Kompetenzen für das weitere Leben aufbaut.

Überblick über die Einheiten und Kompetenzen:

Einheit 1:

Durch das Darstellen und Besprechen von Gefühlen als externe “Monster” sollen die Schüler*innen lernen, Gefühle zu benennen und zu beschreiben. Interaktive Übungen zum Erkennen und Darstellen von Gefühlsausdrücken sollen die Wahrnehmung der eigenen Gefühle und der Gefühle von anderen stärken.

Einheit 2:

Die Gefühls-Monster werden in ihrer Größe eingeschätzt, um die Regulation von Emotionen zu besprechen. Strategien, um mit ganz großen Gefühlen umzugehen, werden besprochen. Anhand der Geschichte von Joe erleben die Schüler*innen ein Beispiel, wie mit Gefühlen umgegangen werden kann.

Einheit 3:

Damit sich alle Schüler*innen in der Klasse wohlfühlen, werden gemeinsame Klassenregeln erarbeitet. Das Beispiel von Joes neuer Klasse zeigt, wie wichtig ein nettes Miteinander ist, damit man sich in der Klasse wohlfühlt.

Einheit 4:

Um prosoziales Verhalten zu festigen, werden die Klassenregeln wiederholt und deren Umsetzung im Klassenraum anhand konkreter Beispiele der Schüler*innen besprochen. Die Geschichte von Joe wird genutzt, um positive Beispiele zu sammeln. Empathie wird geübt und Strategien für soziale Unterstützung werden besprochen.

Einheit 5:

Um von prosozialem Verhalten langsam zu Konfliktlösung überzuleiten, werden unterschiedliche Probleme besprochen. Die Schüler*innen lernen, selbst einzuschätzen, ob sie ein kleines Problem ignorieren können, ob sie eine Lösung suchen müssen oder ob sie vor einem großen Problem stehen und Hilfe brauchen. Am Beispiel von Anas Geschichte wird Kommunikation als erster und wichtigster Schritt in der Konfliktlösung vorgestellt.

Einheit 6:

Die Schüler*innen üben eine Situation aus unterschiedlichen Perspektiven wahrzunehmen. Anschließend werden unterschiedliche Konfliktlösungsstrategien erarbeitet und am Bespiel von Ana und ihren Freundinnen besprochen.

Einheit 7:

Das Thema Mobbing kommt in vielen Klassen vor und muss von Freundschaftskonflikten abgegrenzt werden. Die Schüler*innen lernen Mobbing als großes Problem zu verstehen und erarbeiten Möglichkeiten, um als Zuseher in Mobbing-Situationen einzugreifen und dem gemobbten Kind zu helfen.

Einheit 8:

Anhand einer Geschichte über das Wut-Monster, das von einem Kind zum anderen weitergegeben wird, wiederholen die Schüler*innen die positiven Strategien, die sie im Laufe der letzten Wochen erlernt haben. Nach einer kurzen gemeinsamen Wiederholung sammeln alle Schüler*innen positive Erfahrungen und Lernfortschritte, die sie durch das Lernprogramm gesammelt haben.  

BeispielübungEN:

BEISPIELÜBUNG 1 – Arbeitsblatt “Wie fühlt sich Joe”

Übung zum Gefühle erkennen
5 – 10 Minuten
Jedes Kind öffnet das Arbeitsblatt “Wie fühlt sich Joe”

Anleitung:

Wir haben jetzt gerade geübt, Gefühle nur durch unseren Gesichtsausdruck weiterzugeben. Und wir haben gesehen, dass das nicht immer einfach ist. Wir wollen jetzt darüber sprechen, woran wir Gefühle bei anderen erkennen können.

Das hier ist Joe. Schaut mal auf das erste Bild links oben. Was glaubt ihr, wie fühlt sich Joe hier? Woran erkennen wir das?

Jedes der vier Bilder wie folgt besprechen:
–    Wie sehen Joes Augen aus?
–    Wie sehen Joes Augenbrauen aus?
–    Wie sieht Joes Mund aus?

Zu jedem Beispiel kurz nachfragen, wie schaut das denn bei euch aus, wenn ihr sehr fröhlich/wütend/traurig/nervös seid? Jetzt schauen wir mal alle fröhlich! 

BEISPIELÜBUNG 2 – Mein Stärkenbaum

Übung zum Selbstbewusstsein und eigenen Stärken
5 Minuten

Vorbereitung:

Kurze Reflexion zur Geschichte: Wie war das alles für Joe? Was hat ihm geholfen, sich in der Klasse vorzustellen und offen auf die neue Klasse zuzugehen?

[Antwort: Joe hat an sich selbst geglaubt und an seine Stärken gedacht. Dadurch hatte er mehr Selbstvertrauen und es ist ihm leichter gefallen, offen zu sein, über sich zu erzählen und auf die neuen Kinder zuzugehen.]

Bitten Sie die Schüler*innen, das Arbeitsblatt “Mein Stärkenbaum” herauszunehmen.

Anleitung:

“Wir alle haben Stärken, das heißt, Dinge die wir besonders gut können. An unsere Stärken zu denken, hilft uns, ein gutes Selbstbewusstsein zu haben.”

Bitte besprechen Sie die Ideen und Anregungen auf dem Arbeitsblatt gemeinsam:
–    Das kann ich richtig gut…
–    Das mag ich an mir…
–    Ich bin stolz auf mich weil…
–    Ich gebe mir viel Mühe bei…
–    Meine Hobbies sind…